Alexander Siedschlag
Idee und Wirklichkeit internationaler Friedenssicherung und Kollektiver
Sicherheit im 20. Jahrhundert
(SS 1997)
In historischer und systematischer Perspektive sollen die verschiedenen Ideen, Formen und Implementierungsversuche internationaler 'Sicherheitssysteme' im 20. Jh. untersucht und in ihren Erfolgen, ihrem Versagen, ihren Problemen und Funktionsvoraussetzungen verglichen werden. Den Abschluß bildet die Frage nach praktikablen Zukunftsformen in der neuen Ära post-strategischer Sicherheit.
Während es seit dem Ende des Spanischen Erbfolgekriegs und bis zum Ersten Weltkrieg zumindest im europäischen Staatensystem ein einziges vorherrschendes Prinzip internationaler Friedenssicherung gab, basierend u.a. auf Machtgleichgewicht, Legitimität, Territorialität und Kompensation, so konkurrieren im 20. Jh. verschiedenste Konzepte miteinander. Dazu zählen u.a. das Versailler und Washingtoner System regionalisierter (europäischer bzw. pazifischer) Kollektiver Sicherheit, bi- und multilaterale Paktsysteme, Puffergürtel (cordons sanitaires), globale Kollektive Sicherheit (UNO), Konfliktintervention (Kambodscha, Somalia, Ex-Jugoslawien) oder ein neuer euro-regionaler Ansatz Kollektiver Sicherheit (z.B. das Hamburger ESG-Projekt). In der gegenwärtigen Ära post-strategischer Sicherheit erhält zudem die Komponente ethno-nationaler Konfliktregelung und Mediation besondere Bedeutung. Die Grundlagen dieser Konzepte und ihre Wirkungsmächtigkeit sollen systematisch-theoretisch und exemplarisch-historisch miteinander verglichen und dabei auch auf ihre Zukunftsfähigkeit angesichts aktueller sicherheitspolitischer Herausforderungen überprüft werden.
Literatur:
Richard K. Betts (Hg.): Conflict after the Cold War. Arguments on Causes
of War and Peace. New York u.a.;
George W. Downs (Hg.): Collective Security beyond the Cold War. Ann Arbor,
MI 1994;
Daniel Frei: Sicherheit. Grundfragen der Weltpolitik. Stuttgart u.a. 1977;
Thomas M. Menk: Gewalt für den Frieden. Die Idee kollektiver Sicherheit
und die Pathognomie des Krieges im
20. Jahrhundert. Berlin 1992;
Hans J. Morgenthau/Kenneth W. Thompson: Politics Among Nations. The Struggle
for Power and Peace.
6. Ausg. New York 1985;
Norman Paech/Gerhard Stuby: Machtpolitik und Völkerrecht in den internationalen
Beziehungen. Baden-Baden 1994;
Anthony Parsons: From Cold War to Hot Peace. UN Interventions 1947-1994.
London 1995;
Richard Shultz/Roy Godson/Ted Greenwood (Hg.): Security Studies for the
1990s. Washington, DC u.a. 1993.