ForschungsprojektInstitutionalisierung europäischer Sicherheit und strategische Kultur in Polen und Deutschland
Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Sozialwissenschaften und Instytut Zachodny, Posen
Gefördert von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit
Leitung
PD Dr. habil. Alexander Siedschlag (Humboldt-Universität)
Dr. Krzysztof Malinowski (Instytut Zachodni)
Themen und Bearbeiter
Wandel der NATO und Wandel der deutschen Bündnispolitik
PD Dr. habil. Alexander Siedschlag, Humboldt-Universität zu Berlin
Dr. Zbigniew Mazur, Instytut Zachodni, PosenEuropäische Sicherheits- und Verteidigungpolitik (ESVP)
Olaf Osica, Zentrum für Internationale Beziehungen in Warschau
Dr. Johannes Varwick, Universität der Bundeswehr HamburgOSZE – ein Ansatz der gesamteuropäischen Kollektiven Sicherheit oder ein Bestandteil des Systems "interlockings institutions"?
Dr. Krzysztof Malinowski, Instytut Zachodni, Posen
Matthias Karádi, Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg
Projektdarstellung
Das Ziel des Projektes ist, die deutschen und polnischen kulturbedingten Haltungen zu den europäischen (bzw. europäisch-atlantischen) Sicherheitsinstitutionen (NATO, EU-ESVP, OSZE) und ihren Wandlungsprozessen vergleichend zu untersuchen. Es handelt sich hier vorrangig um die Untersuchung der politischen Werte, Normen und der historisch-bewusstseinsmäßigen Selbstverortung beider Nationen im internationalen System und seinen Institutionen. Für Polen und Deutschland ist diese Fragestellung geradezu eine politische Notwendigkeit angesichts der tiefen Umwandlungen der Sicherheitslage in Europa in den 90-er Jahren, die zahlreiche Herausforderungen - sowohl Chancen wie auch Risiken - in sich bergen. Diese hängen mit der Umgestaltung der transatlantischen Beziehungen, der sicherheitspolitischen Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit der Europäischen Union sowie dem ungeklärten Platz Russlands in der europäischen Sicherheitsarchitektur zusammen.
Gerade die sicherheitspolitischen Ansichten der Eliten in Polen und Dutschland haben sich im Laufe der 90-er Jahre im Hinblick auf diese Herausforderungen in bedeutenden Punkten bemerkenswert aneinader angenähert. Die Leitannahme dieses Forschungsprojektes ist, dass dies auf einen gemeinsamen Faktor - nämlich Wandel der strategischen Kultur - zurückzuführen ist. So sind die folgenden Fragen zu stellen: Welche Spuren haben die Entwicklung der NATO in den 90-er Jahren, das Projekt der Gemeinsamen Europäischen Sicherheits- und Verteidgungspolitik (ESVP) innerhalb der EU und der Ansatz einer gesamteuropäischen Sicherheitsarchitektur im Rahmen der KSZE/OSZE in der deutschen und der polnischen strategischen Kultur hinterlassen? Welche Rückwirkungen hatten diese Veränderungen für die Bündnis- und Erweiterungspolitik der NATO, für die deutsche Haltung bei der Konzipierung der ESVP, für die polnische Position gegenüber der ESVP und für die Mitwirkung beider Länder an der Neugestaltung der KSZE/OSZE?
Das heuristische Instrument zur Beantwortung dieses Fragenkatalogs ist das Analysekonzept Strategische Kultur. Die strategische Kultur eines Landes umfasst die Normen, von denen sich ein Staat in der Ausübung seiner Sicherheits- und Verteidigungspolitik und seiner Politik in Bündnissystemen und in internationalen Organisationen zur Friedenswahrung und Krisenbewältigung bewusst leiten lässt, die nationale Entscheidungsbildung in der Ausführungsetappe von Verteidigungs- und Sicherheitspolitik (insbesondere die Entscheidung über grundlegende Handlungsverfahren, also über "Strategien", um nationale Interessen zu verwirklichen) sowie die nationale Wahrnehmung von Bündnissen und internationalen Sicherheitsinstitutionen. Die Anwendung dieses Konzeptes ist umso angebrachter, als das dominierende Paradigma im Fach Internationale Beziehungen (das annnimt, dass sich Wandel im aussenpolitischen Verhalten eines Staates ausschließlich unter Druck und Impulsen aus dem internationalen Milieu ergibt) die Relevanz der endogenen Faktoren für die Erklärung des politischen Entscheidunghandelns ausblendet. Zum Charakteristikum dieses Forschungsprojektes gehört zudem, dass man bisher mit Hilfe der so genannten "kultuerellen" Faktoren das Phänomen der Kontinuität und nicht das Phämomen des Wandels im außenpolitischen Verhalten des Staates erklärte.
Eine weitere - empirisch zu prüfende - Annahme ist, dass die Strategische Kultur kein umfassender Erklärungsfaktor des aussenpolitischen Verhaltens eines Staates ist, sondern erklärt, warum sich bei einem Staat in einer bestimmten Konstellation bestimmte Handlungstypen finden und wie diese Typen auch seine Politik in Sicherheitsinstitutionen geprägt haben.
Konferenzen
Geplant sind eine interne Arbeitstagung (in Polen) zum Zweck einer Zwischenbilanz und des Vergleichs der bis dahin erzielten Ergebnisse (ca. Januar 2002) sowie im Frühjahr 2002 eine öffentliche Konferenz nach Abschluss der Arbeiten (in Polen)
Kontakt
PD Dr. Alexander Siedschlag
Humboldt-Universität
Institut für Politikwissenschaft
Unter den Linden 6
10099 BerlinTel. (030) 2093-1630
Fax (030) 2093-1438E-Mail: alexander.siedschlag@rz.hu-berlin.de
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